Donnerstag, 13. September 2007 – AZ Live
Hier werden Märchen nicht nur gespielt, sondern bis ins letzte Detail ausgelebt: Die Inszenierung “Aschenputtel” mit Ania Losinger und Matthias Eser verzaubert Gross und Klein. Das Bühnenbild ist ein Instrumentarium: Alles klingt, sogar der Boden, wenn man will. In dieser Umgebung tanzt Aschenputtel auf dem Xylophon Xala – das erste tanzend bespielbare Bodenxylophon -, die Bäume haben eigene Klänge und der geliebte Prinz ist auch ein verwandelter Tambourmajor. Und ein Tänzer. Aschenputtel schwebt mit ihm über die Bühne und lässt die Zuschauer sofort in die fantastische Welt eintauchen.
In der Inszenierung “Aschenputte” mit Ania Losinger und Matthias Eser wird die Märchenfigur mit Musik, Tanz und einem verborgenen Erzähler zum Leben erweckt. Unter der Regie von Clo Bisaz ist ein Stück entstanden, das in seiner wunderbaren Verwunschenheit sowohl Erwachsene wie auch Kinder anspricht. Das Märchenhafte zieht sich durch alle Ebenen hindurch und bietet den Zuschauern Platz für eigene Bilder. “Es ist uns ein Anliegen, dass die Bilderwelt in der Fantasie der Kinder und Erwachsenen entsteht”, erklärt Losinger. Dabei sollte man zwar darauf achten, dass man sich nicht zu sehr in der Abstraktion verliert. “Kinder mögen es, wenn man direkt auf den Punkt kommt”, sagt Eser. “Obwohl die Kinder zum Teil auf abstrakte Bilder mit grosser Fantasie reagieren”.
Den Text frei umzusetzen, war den beiden ein Anliegen. Darin sehen sie auch die Stärke von Märchen. “Man ist bei dieser Gattung nicht gezwungen, die Geschichte einfach zu illustrieren”, meint Losinger. Dass sie sich schliesslich für Aschenputtel entschieden haben, hat mehrere Gründe: Zum einen geht es darin vor allem um Menschen – ohne Hexen, Drachen und Fabelwesen. Die Elemente Tanz und Musik spielen schon in der Geschichte eine grosse Rolle. Aschenputtel ist nicht nur eine Ode an die Liebe, es zeigt die seelische Entwicklung von Aschenputtel und dem Prinzen. Für die Inszenierung haben sich die beiden an der Version der Brüder Grimm orientiert, haben aber auch Elemente aus anderen Fassungen eingebaut. Der sehr reduziert eingesetzte Text, den sie verwenden, ist ein Extrakt in Mundart, das sie zusammen erarbeitet haben. Dabei werden nicht alle Figuren von Losinger und Eser verkörpert. Einiges wird durch die Erzählstimme (Clo Bisaz) abgedeckt. Während das Duo aus dem Bereich Komposition, Konzertperformances und Musiktheaterinszenierung kommt, bringt Bisaz grosse Erfahrung im Kinder- und Jugendtheater, aber auch generell im Erzähltheater mit. Da alle drei zudem ihrem Bühnenberuf mit Leidenschaft und Neugierde nachgehen, hat sich aus der Zusammenarbeit eine spezielle, einzigartige Mischung ergeben. Beinahe schon Zauberei – sicherlich aber fantastisch märchenhaft.
Geraldine Capaul